abtrünnig

abtrünnig


Skulpturen
Beton, Stahl, Gips, Lack


Die Arbeit „abtrünnig“ ist eine mehrteilige Interpretation des berühmten antiken Pferdekopfs aus dem Ostgiebel des Parthenon (der heute kontroverserweise im British Museum zu sehen ist) in der ein anklagender und auch spottender Unterton mitschwingt.
Das laienhaft produzierte Betonrelief kann als banales, auf die Antike verweisendes, architektonische Zierelemente gelesen werden, demontiert und abgelegt, hängengelassen und übersehen. Das Hässliche des Alltags hat sich eingerichtet, um zu verrotten wie die Köpfe: abgetrennt, die Zunge erschlafft, der Blick leer. Doch es gibt noch Hoffnung: Ein dritter Kopf, der noch nicht zu Boden gegangen ist. In Anlehnung an die Anmutung eines Rummels mit seinen
kitschig-trashigen Figuren und Airbrushästhetik bildet der verzerrte, auf seinem Halsstumpf ruhende, aufgequollene Pferdekopf in schriller Glitzerlackierung einen Kontrast zu den ruinierten Betonreliefpendants, die schwer wie Blei, im Raum verweilen. Die antike Polychromie findet ihren Wiedergänger in Form von buntem Autolack. Das überhebliche, vermeintlich weiße Erbe wird verspottet und bedauert, Spaß kommt in die Sache. Die Köpfe evozieren verschiedene narrative
Möglichkeiten, die Grenzen zwischen den Zeiten, Hintergründen, Positionen und Orten werden überschritten, verwischt und neue Perspektiven bekommen Raum.
Abtrünnige Perspektiven? Der Titel verweist auf das rebellische Moment, aber auch einfach darauf, dass hier ein abgetrennter Kopf vorliegt. Vielleicht ein Symbol für das entkoppelte Individuum, dass abgeschnitten von der Geschichte über das Ende dieser Hochkultur stolpert, welches irgendwo zwischen Pommesresten und Kippenstummeln auf dem Boden liegt.